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Geschichte der auswanderung Estlands

Geschichte der auswanderung Estlands

IM LAUFE DER DREI GROSSEN MIGRATIONSWELLEN.

Vor dem 19. Jahrhundert haben wenige Esten im Ausland gelebt: in 1850 haben etwa 660 000 Esten auf estnischem Gebiet, im Ausland schätzungsweise etwa 30 000 Esten gelebt.

DIE AUSLÄNDISCHEN GEMEINSCHAFTEN VON ESTEN BILDETEN SICH HERAUS DIE ERSTE AUSWANDERUNGSWELLE BEGANN IN DER MITTE DES 19. JAHRHUNDERTS

nach Russland und dauerte bis zum Ersten Weltkrieg. In dieser Zeit haben etwa 20 % aller Esten in Russland gelebt (Abbildung 11).

ABBILDUNG 11
Der Anteil der außerhalb der Heimat lebenden Esten (%), 1800–2015.

Quelle: Bericht über die menschliche Entwicklung 2016/2017

DIE ZWEITE AUSWANDERUNGSWELLE

VERANLASST VOM ZWEITEN WELTKRIEG

und verlief nach Westen. Die Massendeportationen während und nach dem zweiten Weltkrieg haben die Anzahl der Esten in Russland erhöht.

DIE DRITTE BZW. DIE HEUTIGE AUSWANDERUNGSWELLE

HAT MIT DER WIEDERHERSTELLUNG DER UNABHÄNGIGKEIT ESTLANDS IN 1991 als umfangreiche Rückwanderung nach Russland BEGONNEN, hat dann nachgelassen und ist nach dem Beitritt zur Europäischen Union (2004) sprunghaft gestiegen. Wieder ist man hauptsächlich nach Westen gegangen.Außerhalb der Heimat leben etwa 200 000 Esten, was 16–17 % aller Esten ausmacht.

RÜCKKEHR DER AUSGEWANDERTEN

NACH DEM FREIHEITSKRIEG sind aus Russland, vor allem St. Petersburg, DIE JUNGEN, GEBILDETEN UND VITALEN ESTEN, DIE DORT EINEN HOCHSCHULABSCHLUSS GEMACHT HATTEN, nach Estland zurückgekehrt und haben begonnen, den eben erst gegründeten estnischen Staat aufzubauen.

Insgesamt sind etwa 37 500 Menschen zurückgekehrt.

EINE NEUE UND NOCH GRÖSSERE Rückwanderung hat nach der Besetzung Estlands durch die Sowjetunion stattgefunden.

INSGESAMT SIND ETWA 53 000 ESTEN, hauptsächlich in den 1940er und 1950er Jahren NACH ESTLAND ZURÜCKGEKEHRT.

Rückwanderung in einem kleineren Umfang hat bis zum Ende der Sowjetzeit fortgedauert.

EINE ÄHNLICHE SITUATION IST Anfang der 1990er Jahre entstanden, als die nach Hause gekommenen Landsleute zur Wiederherstellung des unabhängigen Estlands beigetragen haben. Die Anzahl der zurückgewanderten Esten betrug in den 1990er Jahren etwa 1000.

EINWANDERUNG ZUR SOWJETZEIT

In der Sowjetzeit (1944–1991) sind massenhaft Menschen aus den anderen Regionen der Sowjetunion (Russland, der Ukraine, Weißrussland usw.) nach Estland gekommen.

Die Einwanderung wurde mit dem Bedarf an Arbeitskräften begründet, jedoch hat dahinter auch der Wunsch gestanden, neue Gebiete mit Hilfe der Einwanderer sicherer in den Bestand der Sowjetunion zu überführen.

INFOLGE DER MASSENHAFTEN EINWANDERUNG IST DIE ANZAHL DER EINWOHNER IN ESTLAND BETRÄCHTLICH GESTIEGEN.

Wenn während der Volkszählung im Jahr 1934 in Estland 1,13 MILLIONEN MENSCHEN gelebt haben, dann haben während der Volkszählung im Jahr 1989 1,57 MILLIONEN MENSCHEN hier gelebt. Gleichzeitig ist der Anteil der Esten von 90 % auf 62 % gesunken (Abbildung 12).

Diese Einwanderung kann für Kolonisation gehalten werden und dies stand im Widerspruch zum Völkerrecht, das es verbietet, Bürger eines anderen Staates auf dem Territorium des besetzten Staates anzusiedeln.

Größere Objekte wurden oft von Einwanderern gebaut. Bauarbeiter der Fabrik für Holzspanplatten Püssi (von links) V. Zmitritšenko, V. Tšelmodejev, N. Antssen, V. Zavjalov und M. Sass. Oktober 1981. (Estnisches Nationalarchiv)

ABBILDUNG 12.
Veränderung des Anteils der Esten in Estland, 1934–2016.

Quelle: Statistikamt

DIE ERSTE AUSWANDERUNGSWELLE

WÄHREND DER VOLKSZÄHLUNG IM JAHR 1897 haben im russischen Imperium außerhalb der estnischen Gebiete etwa
110 000 ESTEN
gelebt, während der Erlangung der Unabhängigkeit Estlands in 1918 hat es dort
etwa 200 000
gegeben.

ERST DAS BAUERNGESETZ LIVLANDS VON 1849 UND DAS BAUERNGESETZ ESTLANDS VON 1856 haben die Freizügigkeit in die Städte und in andere Gouvernements gebracht.

DIE VOLLSTÄNDIGE FREIZÜGIGKEIT IN DEN GRENZEN VON GANZ RUSSLAND hat die Passverordnung von 1863 gegeben. Die Mehrheit der nach Russland gezogenen Esten haben sich in St. Petersburg und in den Nachbargouvernements niedergelassen.

DIE MIGRATION NACH RUSSLAND wurde durch die Anbindung Estlands an das Eisenbahnnetz von Russland unterstützt, die Auswanderung wurde auch durch den Plan der Zentralregierung zur Kolonisierung der menschenleeren Regionen gefördert.

VERURTEILTE PERSONEN WURDEN NACH SIBIRIEN GESCHICKT, der Hauptteil der Migration war jedoch freiwillig.

Umsiedlern wurden Vergünstigungen gewährt und Beihilfen angeboten.

DIEJENINGEN, DIE IN LÄNDLICHE REGIONEN AUSWANDERTEN,

WURDEN GRUNDBESITZER.

ABBILDUNG 13.
Migrationsrichtungen von Esten in Russland, 1858–1918.

A Quelle: Kulu 1992

EINE VEREINIGENDE ROLLE HAT FÜR ESTEN IM AUSLAND AUCH DIE KIRCHE GESPIELT, die gleichzeitig als Zentrum des religiösen Lebens, der Schulbildung als auch der Gemeinde gedient hat.

Während der ersten Auswanderungswelle sind die aus demselben Gebiet Estlands stammenden Esten oft auch in Russland in eine Siedlung zusammengezogen, was ihnen geholfen hat, als Kommunikationsmittel die Muttersprache und teilweise sogar die heimatliche Mundart zu erhalten.

AUSWANDERUNG NACH RUSSLAND
IM 19. JAHRHUNDERT

DIE AUSWANDERUNG WURDE durch die Abschaffung der Leibeigenschaft in 1816 im estländischen und in 1819 im livländischen Gouvernement gefördert.

DIE ABSCHAFFUNG DER LEIBEIGENSCHAFT HAT NICHT SOFORT FREIZÜGIGKEIT GEWÄHRT.

Anfangs war die Möglichkeit, sich in den Städten oder außerhalb des Gouvernements niederzulassen,

mit der Anzahl der Männer im Gouvernement verbunden.

In den Jahren 1936–1939 hat sich in der Sowjetunion eine neue Repressionenwelle entfaltet, die nun auch Mittel- und Kleinbauern betraf.

VERMITTLUNG DER ESTNISCHSPRACHIGEN
SCHULBILDUNG WURDE BEENDET.

Zwangskollektivierung, Repressionen und
Schließung der estnischen Schulen haben dem Estentum in Russland einen schweren Schlag versetzt.

In gewissem Umfang sind Esten auch in der Sowjetzeit nach Russland gewandert, jedoch ist infolge der Rückwanderung nach Estland und der Assimilierung in Russland die Anzahl der

Esten in Russland bis heute von ehemals 200 000 AUF WENIGER ALS 20 000 geschrumpft.

In Russland lebt nur noch jeder zehnte außerhalb der Heimat lebende Este (Abbildung 15)

REPRESSIONEN IN RUSSLAND

Die Situation in den estnischen Dörfern in Russland begann sich nach der Erlangung der Unabhängigkeit Estlands zu ändern, als die engen Verbindungen zur Heimat abgebrochen wurden.

In 1927 HAT DIE KOLLEKTIVIERUNG DER LANDWIRTSCHAFT BEGONNEN und Bauern wurden in drei Klassen eingeteilt:

WOHLHABENDE BZW. KULAKEN

Die Absicht war, die Kulaken (ca. 15%) als Klasse zu liquidieren.

MITTELBAUERN

KLEINBAUERN

ABBILDUNG 15
Veränderungen des Anteils der Esten in Russland unter allen außerhalb des Heimatstaats lebenden Esten (%), 1800–2011.

Quelle: Statistikamt