Europäische migrationskrise
Erneut begannen die flüchtlingszahlen in den 2010er jahren zu wachsen.
Einen sprunghaften Anstieg gab es in der zweiten Hälfte von 2015 und man hat begonnen, dies als die europäische Migrationskrise zu bezeichnen. In den Ländern der Europäischen Union haben in zwei Jahren insgesamt etwa 2,5 Millionen Menschen internationalen Schutz gesucht (Abbildung 9).
ABBILDUNG 9
Anzahl der Asylanträge in Europa, 1998–2016.
Quelle: Eurostat
Am meisten Anträge wurden gestellt an
DEUTSCHLAND, ITALIEN U. A. WOHLHABENDERE STAATEN EUROPAS,
wo es auch schon früher Gemeinschaften deren Landsleute gegeben hat.
Am meisten Asylbewerber gab es aus SYRIEN, AFGHANISTAN und dem IRAK.
AM MEISTEN haben die Bürger von Syrien, Irak und Afghanistan internationalen Schutz.
ESTLAND
Estland hat seit dem Jahr 1997 etwa
300 Personen und ihren 60 Familienmitgliedern
internationalen Schutz gewährt.
Der internationale Schutz ist meistens Bürgern aus der
Ukraine, aus Syrien, Russland, Sudan, Irak und Afghanistan gewährt worden.
Hintergrund der migrationskrise
Als Auslöser der europäischen Migrationskrise kann der zum Ende 2010 begonnene arabische
FRÜHLING BETRACHTET WERDEN.
Als Ergebnis der zu dieser Zeit begonnenen Ereignisse wurden die Staatsoberhäupter von Tunesien, Ägypten, Libyen und dem Jemen gestürzt und in Libyen und Syrien ist ein blutiger Bürgerkrieg ausgebrochen.
DIE SYRISCHEN FLÜCHTLINGE HABEN DEN ERSTEN ZUFLUCHTSORT IN DEN NACHBARSTAATEN:
Die Flüchtlingskrise in Europa ist aber bei weitem noch nicht zu Ende.
Der Flüchtlingsstrom begann nach dem Abschließen des Vertrags mit der Türkei im Frühjahr 2016 nachzulassen, als die Anzahl der auf den griechischen Inseln Ankommenden auf etwa 100 täglich gesunken war.
ABBILDUNG 10
Jordanien (0,7 mio.)
Libanon (1,0 mio.)
Und der Türkei (2,8 mio.)
(Abbildung 10).
Im Frühjahr 2015 hat die Türkei die Grenze zu Syrien geschlossen und die Meeresgrenze zu Griechenland geöffnet, was die Migrationskrise nach Europa getragen hat.
Die Anzahl der über das Mittelmeer Ankommenden hat im Oktober 2015 ihre Spitze erreicht, als 200 000 Menschen das Meer überquert haben.
KRISE INNERHALB EUROPAS
Europa steht vor einer neuen Situation, wo zwei Grundwerte der westlichen Welt aufeinanderstoßen:
MENSCHENRECHTE UND DEMOKRATIE.
Wie kann man andere Güter schützen, zum Beispiel das Recht auf Sicherheit, Selbstbestimmung und etablierte kulturelle Identität der europäischen Völker?
In Europa hat die Migrationskrise eine Krise des RECHTSSTAATS mit sich gebracht und dies hat die Einheit Europas gespalten.
In der Genfer Konvention steht geschrieben, dass DIE MIT FLÜCHTLINGEN VERBUNDENEN RECHTE FÜR ALLE AUF GLEICHE WEISE GELTEN, ungeachtet ihrer Rasse, Herkunft, des Wohnortes usw.
Jedoch ist man mit deren uneingeschränkten Anwendung nicht mehr einverstanden.
GESCHICHTE DER AUSWANDERUNG ESTLANDS
Im laufe der drei grossen migrationswellen.
Vor dem 19. Jahrhundert haben wenige Esten im Ausland gelebt: in 1850 haben etwa 660 000 Esten auf estnischem Gebiet, im Ausland schätzungsweise etwa 30 000 Esten gelebt.
ABBILDUNG 11
Der Anteil der außerhalb der Heimat lebenden Esten (%), 1800–2015.
Quelle: Bericht über die menschliche Entwicklung 2016/2017.
Die erste auswanderungswelle
Begann in der mitte des 19. Jahrhunderts nach Russland und dauerte bis zum Ersten Weltkrieg. In dieser Zeit haben etwa 20 % aller Esten in Russland gelebt (Abbildung 11).
DIE DRITTE bzw. die heutige Auswanderungswelle
Wiederherstellung der unabhängigkeit Estlands in 1991
als umfangreiche Rückwanderung nach Russland BEGONNEN, hat dann nachgelassen und ist nach dem Beitritt zur Europäischen Union (2004) sprunghaft gestiegen. Wieder ist man hauptsächlich nach Westen gegangen. Außerhalb der Heimat leben etwa 200 000 Esten, was 16–17 % aller Esten ausmacht.
Die zweite auswanderungswelle
Veranlasst vom zweiten weltkrieg und verlief nach Westen. Die Massendeportationen während und nach dem zweiten Weltkrieg haben die Anzahl der Esten in Russland erhöht.
RÜCKKEHR DER AUSGEWANDERTEN
NACH DEM FREIHEITSKRIEG sind aus Russland, vor allem St. Petersburg, die jungen,
GEBILDETEN UND VITALEN ESTEN, DIE DORT EINEN HOCHSCHULABSCHLUSS GEMACHT HATTEN, nach Estland zurückgekehrt und haben begonnen, den eben erst gegründeten estnischen Staat aufzubauen.
Insgesamt sind etwa 37 500 Menschen zurückgekehrt.
INSGESAMT SIND ETWA 53 000 ESTEN, hauptsächlich in den 1940er und 1950er Jahren nach Estland zurückgekehrt. Rückwanderung in einem kleineren Umfang hat bis zum Ende der Sowjetzeit fortgedauert.
EINE NEUE UND NOCH GRÖSSERE Rückwanderung hat nach der Besetzung Estlands durch die Sowjetunion stattgefunden.
EINE ÄHNLICHE SITUATION IST
Anfang der 1990er Jahre entstanden, als die nach Hause gekommenen Landsleute zur Wiederherstellung des unabhängigen Estlands beigetragen haben. Die Anzahl der zurückgewanderten Esten betrug in den 1990er Jahren etwa 1000.
FOTO: UNGARN. AUF DEN BUS WARTENDE FLÜCHTLINGE
AN DER STAATSGRENZE.